Einsätze 1995

03.06.1995 - 0.41- Technische Hilfeleistung, Verkehrsunfall eingeklemmte Personen - L 1103 Oberderdingen-Sternenfels

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Oberderdingen. Zu einem schweren Verkehrsunfall wurden wir am frühen Samstagmorgen, 03.06.95 um 0.41 Uhr alarmiert. Auf der L 1103 Oberderdingen in Richtung Sternenfels kamen kurz vor der Kreisgrenze in der kurvenreichen Waldstrecke zwei PKW vermutlich infolge überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn ab. Der erste, mit vier jungen Leuten besetzte PKW prallte mit der Fahrerseite in Höhe des vorderen Dachholms gegen einen am Abgrund stehenden Baum und wickelte sich um diesen. Dabei wurden alle vier Insassen eingeklemmt. Der Fahrer des zweiten Autos hatte viel Glück im Unglück. Sein Fahrzeug rutschte zwischen zwei Bäumen hindurch in den Abhang, kam aber fast unbeschädigt zum Stehen. Der Fahrer konnte unverletzt aus seinem PKW aussteigen. 

Zur Rettung der vier Schwer- und Schwerstverletzten des ersten Fahrzeugs wurde die Abteilung Oberderdingen alarmiert. Der Rüstwagen traf fünf Minuten nach der Alarmierungen der Unfallstelle ein. Es folgten gleich darauf der Einsatzleitwagen und das Tanklöschfahrzeug. Nach einer ersten Erkundung entschloss man sich das Unfallfahrzeug zunächst mit Hilfe der Seilwinde des Rüstwagens von Baum und Böschung weg zurück auf die Straße zu ziehen, damit Notarzt und Rettungsassistenten an die Verletzten herankamen, um sie erstzuversorgen. Nach weiterer Lageerkundung und in enger Zusammenarbeit mit dem Notarzt und dem Rettungsdienst wurde damit begonnen, den PKW mit hydraulischer Rettungsschere und Spreizer Stück für Stück auseinander zuschneiden. 

So konnte zuerst die Beifahrerin hinten rechts mit leichteren Verletzungen befreit und dem Rettungsdienst übergeben werden. Danach konnte der Beifahrer, der zwischen Vorder- und Rücksitzen, quer im Fahrzeug liegend eingeklemmt war, befreit werden, nachdem Dach und Beifahrersitz abgetrennt worden waren. Er wurde lebensgefährlich verletzt vom Rettungsdienst übernommen. Daraufhin konnte die Beifahrerin hinten links, die unter dem zuvor befreiten Verletzten zwischen Vorder- und Rücksitz links eingeklemmt war, mit mittelschweren bis schweren Verletzungen befreit werden. 

Die Befreiung des ebenfalls lebensgefährlich verletzten Fahrers gestaltete sich danach schwieriger. Er war mit den Beinen im Blechknäuel von Motorblock, Seitenfront und Fahrersitz eingeklemmt. Zur technischen Rettung des Fahrers wurde das Fahrzeugwrack anschließend mittels Seilwinde des Rüstwagens "gestreckt", d.h. auseinandergezogen bis die Beine frei waren. Er konnte gegen 1.26 Uhr dem Rettungsdienst übergeben werden. Parallel zu all diesen Maßnahmen wurde der Brandschutz sichergestellt, die Unfallstelle großflächig ausgeleuchtet und auslaufende Flüssigkeiten aufgenommen. Zur Unterstützung der technischen Rettung wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Bretten der Rüstwagen 2 alarmiert, um parallel mit zwei hydraulischen Rettungssätzen arbeiten zu können. 

Insgesamt war der Rettungsdienst mit 11 Rettungsassistenten und 3 Notärzten mit vier Rettungswagen und zwei Notarzteinsatzfahrzeugen aus Oberderdingen, Bretten, Menzingen, Bruchsal und Mühlacker im Einsatz. Die Feuerwehr Abteilung Oberderdingen war mit 27 Einsatzkräften und fünf Fahrzeugen, die Abteilung Bretten ebenfalls mit fünf Fahrzeugen im Einsatz. Außerdem waren der Kreisbrandmeister und die Polizei mit mehreren Fahrzeugen an der Einsatzstelle. Einsatzende und Ende der Vollsperrung der L 1103 war gegen 3.30 Uhr, nachdem die Fahrbahn wieder gereinigt war. 

Dieser Einsatz hat deutlich gezeigt, dass die Anschaffung eines Rüstwagens notwendig und gerechtfertigt war, und sich dieser bei diesem Einsatz zur Rettung von vier eingeklemmten Schwerstverletzten bereits voll bezahlt gemacht, und auch bewährt hat. Die technisch anspruchsvolle Rettung und auch die medizinisch schonende Befreiung wäre ohne dieses Fahrzeug so nicht möglich gewesen. Seilwinde, erweitertes hydraulisches Rettungsgerät mit Schnellangriff, leistungsfähiger festeingebauter Generator (12 kW) und der schnell einzusetzende Lichtmast (2x1500 W) haben sich bestens bewährt. Der Einsatz hat auch gezeigt, dass die Mannschaft der Abteilung Oberderdingen, dank des guten Ausbildungsstandes, in der Lage ist, einen solchen schwierigen Rettungseinsatz schnellstmöglich, schonend und zuverlässig durchzuführen. Die enge Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst verlief ebenfalls sehr gut und reibungslos.

P.S. Information für all diejenigen Mitbürger, die sich durch die anrückenden Einsatzfahrzeuge in Ihrer Nachtruhe gestört fühlten: Zur Inanspruchnahme von Sonderrechten auf Einsatzfahrten muss blaues Blinklicht und Signalhorn zur Kenntlichmachung der wegebevorrechtigten Fahrzeuge eingeschaltet sein (§ 35 StVO). Um rechtliche und versicherungsrechtliche Nachteile für die Fahrer der Einsatzfahrzeuge auszuschließen, wurde dies angewandt. Vielleicht denken Sie daran, dass auch Sie in eine Notlage geraten können, und schnelle Hilfe erwarten ! 

Schöne Geste...

Sehr gefreut hat uns das Dankeschön einer Unfallbeteiligten des schweren Verkehrsunfalls vom 03.06.95 auf der L 1103 zwischen Oberderdingen und Sternenfels. Es ist schön zu erfahren, dass die Rettung aller Beteiligten Erfolg hatte, und dass Sie bei der Genesung gute Fortschritte machen. 

Fotos: A. Waidelich (BNN)